Das Unternehmen 2.0: Die Mitarbeiter – Generationen und Werte

Veröffentlicht von Stefan Gebhardt am

Insbesondere bei der in den Unternehmen nachwachsenden, jungen Generation stellt sich ein neuer Blick auf den Arbeitsplatz ein.

Der Arbeitsplatz ist nicht mehr ausschließlich geprägt durch den Blick auf die Karriere und das Fortkommen. Vielmehr wächst eine Generation heran, die Technologie als zweites Standbein ansehen (weil sie mit ihr groß geworden ist) und die mehr an Netzwerken interessiert sind als an einer Identität, die sich über das Unternehmen definiert. Das Netzwerk wird als Karrieremotor verstanden.

Nehmen wir als Verdeutlichung für die Veränderungen das Verhalten der heutigen älteren Schüler bei den Hausaufgaben.

Gab es früher Schwierigkeiten, so schaute man zunächst im Schulbuch nach. Vielleicht wurde der Brockhaus oder ein anderes vorhandenes Fachbuch zu Rate gezogen, vielleicht wurden auch die Eltern befragt. Alternativ wurde auch mal ein Klassenmitglied befragt, zu dem engerer Kontakt bestand.

Heute ist das Facebook das erste Mittel der Wahl. Die Schüler sind untereinander vernetzt. Bei auftretenden Fragen ist eine Kommunikation – und damit auch eine Lösung des Problems – schnell erledigt.

Und genau diese Art der Zusammenarbeit ist auch das, was Unternehmen im Grund genommen wollen und wonach sie seit Langem suchen: Schnelle und gute Lösungen statt perfekten Lösungswegen. Die junge Generation bringt diese Arbeitsweise mit.

Neben dieser „jungen Generation“ finden wir in Unternehmen die Generation der 35-49-jährigen, die eine unentbehrliche Quelle an Fachleuten bildet und die Generation 50+, die für Weisheit und das intellektuelle Kapital der Organisation stehen.

Oft wird die „junge Generation“ als die Generation der „digital natives“ bezeichnet, also der Menschen, die mit der Technologie aufgewachsen sind und deshalb automatisch vollkommen natürlich mit ihr umgehen. Diese Behauptung ist sicherlich genauso falsch wie die Behauptung, dass die Generation 50+ keinen Bezug mehr zu sozialen Netzwerken herstellen kann.

Richtiger ist deshalb sicherlich der Begriff der „digital residents“. Es handelt sich also Menschen, die sich bewusst oder unbewusst in der Digitalität angesiedelt haben und die Informations­technologie für sich nutzen. Diese „digital residents“ finden wir in allen Altersgruppen – wenn sie sicherlich auch bei der jungen Generation weiter verbreitet sind.

Einen deutlichen Unterschied aber kann man bei der jungen Generation erkennen: sie bringt andere Werte in das Berufsleben mit. Nicht mehr Geld und Macht stehen im Fokus. Es sind vielmehr interessante Aufgaben, die primär locken. Sicherlich stehen diese beiden Ziele nicht im Widerspruch – die Herangehensweise hat sich nur in den letzten Jahren stark verändert.

War es in der Vergangenheit so (oder ist es in der Gegenwart in vielen Unternehmen noch), dass Wissen auch Macht bedeutete. Wer also mehr Wissen als andere hatte, der hatte auch bessere Aufstiegschancen. Die mittlere und ältere Generation hat so noch das Berufsleben kennengelernt; die jüngere Generation geht hier anders heran. Wer Wissen teilt und weitergibt, zeigt seine Kompetenz und hat damit Aufstiegschancen. Somit ist auch eine Bereitschaft zum Teilen von Wissen vorhanden.

Nun trifft diese Bereitschaft auf Menschen der mittleren und älteren Generation, die den Umgang mit Wissen ihr ganzes Berufsleben anders gelernt und gelebt haben. Dies gilt aber nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Prozesse und Systeme. Wissen verteilt sich nach wie vor in den meisten Unternehmen klar strukturiert über die einzelnen Hierarchiestufen.

Nun wäre es ein denkbarer Weg, auf Hierarchien in Unternehmen zu verzichten – damit müsste auch das Problem der Wissensverteilung geklärt werden können.

So einfach wird es nicht sein, finden wir doch kein wirkliches Beispiel für Unternehmen, in denen es keine Hierarchien gibt und das gut funktioniert. Unsere Gesellschaft ist für ein basisdemokratisch aufgebautes Unternehmen nicht geschaffen.

Das Gegenteil ist der Fall: Hierarchien, Prozesse und Arbeitsplatzbeschreibungen schaffen Sicherheit und definieren die Schnittstellen, sowie die Verantwortungen.

Sie sind kein Zeichen für Kontrollsucht oder Furcht vor dem Loslassen. Sie sind aber auch kein Grund für eine hierarchische Verteilung von Wissen. Trotzdem muss auch klar bleiben, dass nicht automatisch jedes Wissen im Unternehmen für jeden zugänglich sein muss – es schwieriges Unterfangen.


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